Stefan Spengler & KI (Midjourney)
Chromoxidgrüne Reflexionen. Digitale Hommage an radies-Polyptychon (radies IV-XII)
6 Variationen
Digitalprint auf Leinwandtuch, aufgezogen auf Holzrahmen, Randbedruckung
je 50 x 50 cm
2022
Stefan Spengler & KI (Midjourney)
Chromoxidgrüne Reflexionen. Digitale Hommage an radies-Polyptychon (radies IV-XII)
6 Variationen
Digitalprint auf Leinwandtuch, aufgezogen auf Holzrahmen, Randbedruckung
je 50 x 50 cm
2022
Die Werkreihe Chromoxidgrüne Reflexionen ist eine digitale Hommage an das über 20 Jahre zuvor in altmeisterlicher Ölmalerei-Technik entstandene radies-Polyptychon (radies IV–XII). Während das ursprüngliche Werk noch ohne den Einfluss künstlicher Intelligenz entstand, wurde die 2022 entwickelte Folge von insgesamt sechs Variationen vollständig aus KI-generierten Prompts heraus gestaltet – als eine Art „Antwort“ der KI auf die frühere malerische Auseinandersetzung.
Inhaltlich bleiben die Motive des Ursprungswerks bestehen: chromoxidgrüne Lichtspiele, räumliche Spiegelungen, Brechungen und Reflexionen werden erneut aufgegriffen – nun jedoch übertragen in die visuelle Sprache der KI-Bildgenerierung. Was früher in langwieriger, lasierender Öltechnik Schicht für Schicht aufgebaut wurde, vollzieht sich heute in einem nahezu vergleichbaren zeitintensiven künstlerischen Prozess: Der sorgfältigen Entwicklung eines passenden Prompts folgen zahlreiche Iterationsschritte, Entscheidungen für Bildvarianten, bewusste Auswahl und Verwerfung. Auch wenn ein einzelnes KI-Bild technisch rasch erzeugt wird, entsteht das künstlerisch überzeugende Ergebnis erst durch eine prozesshafte Verdichtung – gespeist aus Intuition, Algorithmus, Zufall und dem visuellen Gedächtnis der Maschine.
Die sechs quadratischen Leinwanddrucke bilden kein simples Replikat, sondern eine Weiterführung der ursprünglichen Bildidee in ein neues Medium. Sie zeugen von einem experimentellen Dialog zwischen analoger Wahrnehmung und digitaler Imagination – zwischen subjektiver Beobachtung und KI-generierter Interpretation. So entsteht ein Zwischenraum: weder reine Kopie noch bloße Übersetzung, sondern eine Transformation, in der sich das visuelle Erbe des radies-Polyptychon von 2001 auf unerwartete Weise neu entfaltet.
Im Zusammenspiel beider Werkreihen – analog und digital – wird ein zeitlicher Bruch sichtbar: „vor KI“ und „mit KI“. Zugleich wird deutlich, dass sich die künstlerische Fragestellung nicht verändert hat – lediglich das Medium und der Blick. Die chromoxidgrüne Welt bleibt bestehen. Sie erscheint nun aus einem anderen Bewusstsein heraus – zugleich vertraut und überraschend fremd.
In der metaphorischen Ebene verweist das Werk auf Grundfragen von gesellschaftlicher Vielfalt, Wahrnehmung, Freiheit und Demokratisierung. Die unterschiedlichen räumlichen Perspektiven, Lichtbrechungen und Blickrichtungen stehen stellvertretend für die Koexistenz vieler Realitäten und Sichtweisen innerhalb einer Gesellschaft. Sichtbar wird das, was oft übersehen wird – ein Plädoyer für Offenheit, Respekt gegenüber dem Unscheinbaren und für die Anerkennung multipler Perspektiven.
Serialität mit offenen Rhythmen, Wiederholungen und leichte Verschiebungen der Perspektiven bilden die visuelle Struktur des Ölbildes. Dadurch entsteht kein statisches Prinzip, sondern eine sich ständig erneuernde Dynamik. Diese Offenheit steht metaphorisch für das Durchbrechen von Routinen – und für die Möglichkeit gesellschaftlicher Selbstwirksamkeit. Der stetige Perspektivwechsel fordert den Betrachter auf, Gewohntes zu hinterfragen und eigene Blickrichtungen zu entwickeln.